Über 100 Jahre Musikverein Könen
1904 bis 1918 - Die Anfänge
Die Musik war bei den alten Griechen die umfassende Bezeichnung für alle schönen Künste. Sie ist gleichsam die Mutter dieser Künste. Ab dem frühen Mittelalter engte sich dieser Begriff auf den Bereich der Tonkunst ein.
Um die Jahrhundertwende begann die Blütezeit der volkstümlichen Vereine in der näheren und weiteren Umgebung. So haben sich im Jahre 1904 auch in Könen die beiden kleinen Musikgruppen Nikolaus Weis (gegründet 1902) und Peter Hein (gegründet 1900) zum Musikverein "Harmonie" Könen 1904 zusammengeschlossen, um fortan gemeinsam alle weltlichen und kirchlichen Veranstaltungen mit ihrer Volksmusik zu bereichern. Als erster Dirigent leitete Nikolaus Weis aus Tawern die Blaskapelle bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Von 1914 bis 1918 ruhte das Vereinsleben.
1918 bis 1939 - Die Blütezeit der Musikcorps
Nach dem Kriegsende wurde der Verein neu ins Leben gerufen. Die Dirigententätigkeit übernahm der bereits erwähnte Peter Hein. Es kam die Weimarer Zeit und das "Tausendjährige Reich". Das war die Blütezeit für alle Musikkorps. Auch unser Verein wurde immer wieder, gewollt oder ungewollt, zu allen feierlichen Anlässen und Aufmärschen herangezogen. Der Verein nahm zu an aktiven und inaktiven Mitgliedern.
1945 bis 1949 - Der Neuanfang
Es folgte der unseelige zweite Weltkrieg. Die Männer wurden zu den Fahnen gerufen und jegliches Vereinsleben ruhte erneut. Nach dem Ende des Krieges mit seinen verherenden Auswirkungen auf Land und Leute sah es sehr einsam um den Musikverein aus. 1945 musste der altbewährte Dirigent Peter Hein bei einem Bombenangriff sein Leben lassen. Zehn Musiker waren nur noch aus dem unheilvollen Krieg heimgekehrt. Alle vereinseigenen Musikinstrumente gingen in den Wirren des Krieges verloren, so dass man mittellos dastand. Mit großartiger Unterstützung unseres damaligen Pastors Nikolaus Calmes, der 1977 als unser Ehrenmitglied verstarb, spielte die Kapelle ab 1946 mit geliehenen Musikinstrumenten und Noten bei der Fronleichnamprozession und begleitete die Erstkommunionkinder mit Musik zur Notkirche, die in unserem langjährigen Vereinslokal Kugel eingerichtet war. Die Pfarrkirche war durch einen Bombentreffer beschädigt.
Die Leitung der Musikkapelle übernahm der ehemalige Militärmusiker Josef Hein, Sohn des vorherigen Dirigenten.
Als Dank der aus dem Kriege heimgekehrten zehn Musiker beschlossen diese alljährlich in den frühen Morgenstunden am 1. Mai eine Wallfahrt zur Marienkapelle auf dem Löschemer Berg, oberhalb Wasserliesch gelegen, durchzuführen. Diese nunmehr schon zur Tradition gewordene Wallfahrt wird auch heute noch gerne von den aktiven Musikern wahrgenommen. Mit Freude kann festgestellt werden, dass sich viele Könener dieser Wallfahrt anschließen.
1949 erfolgte der erste weltliche Auftritt und zwar gemeinsam mit dem Gesangverein "Lyra" Könen bei einem Weihnachtskonzert zugunsten des Wiederaufbaus der Könener Pfarrkirche.
50er und 60erJahre - Die Wiedergründung des Vereins
So kam es erst im August 1950 zur Wiedergründung des Musikvereins. 15 aktive und 19 inaktive Mitglieder hatten sich zu diesem Zweck in der Gastwirtschaft Kugel eingefunden.
Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung Franz Heiser, der 1978 im Alter von 89 Jahren verstarb. Für seine Verdienste beim Wiederaufbau des Vereins erhielt er die Ernennung zum Ehrenpräsidenten. Als Dirigent bestätigte man Josef Hein.
Viele Jugendliche interessierten sich für den Verein und wollten ein Musikinstrument erlernen. Die Ausbildung übernahm Dirigent Josef Hein. Durch die gezielte Förderung der Jugendarbeit stellte sich bald der Erfolg ein und 1955 konnte erstmals eine Jugendkapelle beim Feuerwehrfest in Kanzem auftreten. Bei den folgenden Kreisjugendmusiktagen stellten die jeweils neu aufgebauten Jugendkapellen ihr Können immer wieder unter Beweis. Seit dem Jahre 1984 werden die Jugendmusiktage der Gruppe Saar-Obermosel im Kreismusikverband Trier-Saarburg regelmäßig besucht.
Die Stiftungsfeste seit 1954 im 5-jährigen Turnus waren jeweils stolze Meilensteine in der Vereinsgeschichte. Insbesondere nach diesen Festen waren die Jugendlichen immer wieder so von der Musik begeistert, dass sie in großer Zahl eine Ausbildung beim Musikverein begannen.
Der Verein 1964 mit Vorsitzendem Peter Kugel
70er bis 90er - Gründung der Partnerschaft mit Charny, Burgund
Seit der Gründung der Partnerschaft im Jahre 1970 zwischen der französischen Gemeinde Charny/Burgund und Könen hat sich der Musikverein aktiv an der Fortentwicklung der Beziehungen beteiligt. In den vielen wechselseitigen Begegnungen ist ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis zwischen den Vereinen "Independante" Charny und "Harmonie" Könen entstanden.
1979 zum 75 jährigen Stiftungsfest
Im Februar 1981 übergab Dirigent Josef Hein den Dirigentenstab an Gerhard Claes. Josef Hein stand dem Musikverein über 50 Jahre als aktiver Musiker, davon 35 Jahre als Dirigent zur Verfügung. Aufgrund seiner Verdienste wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. All zu früh verstarb Josef Hein im Juni 1984.
Sein Nachfolger Gerhard Claes musste aus gesundheitlichen Gründen im Juli 1989 den Dirigentenstab niederlegen.
Seit August 1989 ist Paul Claes unser Dirigent, der ebenso wie seine Vorgänger aus dem eigenen Nachwuchs des Musikvereins stammt.
Ihnen ist es zu verdanken, dass die Musikkapelle zu dieser Zeit aus über 40 Musikerinnen und Musikern besteht und diesen hohen Leistungsstand erreicht hat.
90 jähriges Stiftungsfest 1994 - Ehrung der langjährigen Mitglieder
Die 2000er Jahre - 100-jähriges Jubiläum, ein neues Vereinsheim
Im Mai 2004 konnten wir das Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen feiern. Anlässlich dieses Jubiläums wurde dem Musikverein in einer Feierstunde die PRO Musica-Plakette überreicht, die die langjährige Arbeit im Dienste der Blas- und Volksmusik würdigt. Auch in Zukunft wollen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir werden die begonnene Arbeit in Gedenken an unsere Gründer und Vorgänger fortsetzen. Ihnen verdanken wir das Bestehen unseres Musikvereins, der aus dem kulturellen Leben unseres Ortes Könen und der Stadt Konz nicht mehr wegzudenken ist.
Nach zweieinhalbjähriger Umbauzeit konnten wir am 29. und 30. August 2009 im Rahmen des 105-jährigen Jubiläums unser neues Vereinsheim einweihen. Im Februar 2007 begannen wir mit den Umbauarbeiten. Mit einer Eigenleistung von sensationellen 6667 Arbeitsstunden haben wir die Alte Schule unseren Bedürfnissen angepasst und umgebaut.
In der Hoffnung, dass die Begeisterung bei der Jugend in den nächsten Jahren unvermindert anhält, kann der Musikverein mit Stolz und Zuversicht der weiteren Zukunft entgegensehen.
Während des Konzerts im Rahmen der Feierlichkeiten zum 115-jährigen Jubiläum übergab Dirigent Paul Claes nach 30 Jahren im Amt den Taktstock an seinen Sohn Robin. Paul wird mit der goldenen Dirigentennadel mit Diamanten ausgezeichnet und zum Ehrendirigenten ernannt. Mit Robin Claes rückt die nächste Generation in den Vordergrund.
2020 - Das Jahr des Lockdowns
Dann folgte 2020, das Coronavirus-Jahr. Das erste Jahr mit dem neuen Dirigenten stand unter keinem guten Stern. Das Corona-Virus legte das Vereinsleben zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg wieder nahezu komplett lahm. Es begann alles wie gewohnt. Robin nahm die Probenarbeit auf, und sein erster Auftritt, der Familienabend, konnte noch gefeiert werden. Dann änderte sich alles schlagartig. Abstandsgebote, Gesichtsmasken und Hygieneregeln bestimmten seither das Leben. Im März und im November wurde das öffentliche Leben für mehrere Wochen weitgehend heruntergefahren. Proben und Auftritte waren verboten, lediglich im Sommer konnte im Freien, später im Jugendheim unter Auflagen und mit großen Abständen zwischen den Musikern geprobt werden. Einziger Auftritt seit März war ein kurzfristig organisiertes Herbstkonzert auf dem Schulhof vor dem Vereinsheim.